
Dein Ernst, Google? Analyse SEO-Contest von agenturtipp.de
Der diesjährige SEO-Contest von agenturtipp.de zeigt eindrucksvoll, dass SEO-Taktiken aus den 2000ern noch immer funktionieren.
Wer innerhalb von 4 Wochen für das Keyword „Keywordkönig“ in den Top 10 Google-SERPs rankt, erhält einen Gewinn – so die Challenge im von agenturtipp.de ausgerufenen SEO-Contest 2025. Ich habe mir die Taktiken der Top 3 näher angeschaut; die Ergebnisse sind bemerkenswert.
Vorab: Ich möchte keinen der Gewinner*innen in irgendeiner Form diskreditieren! Im Gegenteil, ich sage: Bravo! Sie haben es geschafft, Google zu überzeugen – und damit nicht nur die Aufgabe erfüllt, sondern auch interessante Erkenntnisse über Google’s Algorithmen ermöglicht. Mein eigener Beitrag hat es leider nur auf Seite 2 geschafft.
Taktiken der Top-Teilnehmer*innen
- Backlinks von random Domains aus verschiedenen Themenbereichen
- Keyworddomain
- XXL-Texte und hohe Keyworddichte
- Fake-Bewertungen
- Kommentare aus den eigenen Reihen
Random Backlinkaufbau
Platz 1 und 2 haben Backlinks auf mehreren Domains gesetzt (oder setzen lassen). Ein altbekannter Move von Agenturen und Webmastern, die verschiedene Websites verwalten. Heutzutage heißt es immer: Wenn Backlinks aufbauen, dann unbedingt von themenrelevanten Seiten! Das ist hier definitiv nicht der Fall. Von Augenlasern über Immobilien bis zur Internatsberatung, die Mischung ist kunterbunt.


Keyworddomain und Fake-Bewertungen
Platz 2 belegt keywordkoenig.org – der Beweis dafür, das Keyworddomains auch heute noch funktionieren. Der „Trick“: Google soll denken, dass es sich bei „Keywordkönig“ um eine Brand handelt (nämlich eine SEO-Agentur). Dafür wurden sogar Einträge bei Crunchbase, Provenexpert und Trustpilot sowie ein Google-Unternehmensprofil angelegt – mit jeweils mehreren 5-Sterne-Bewertungen.

XXL-Texte und hohe Keyworddichte
Platz 2 (keywordkoenig.org) fällt durch sehr lange Texte (7.300 Wörter) auf, die eindeutig nicht dazu da sind, gelesen zu werden (ChatGPT lässt grüßen). Das Fokuskeyword wird nicht nur sehr häufig genannt (256 x „Keywordkönig“ = Keyworddichte von 3,5), sondern auch gefettet. User Experience? Nebensache. Den gleichen Eindruck vermittelt Platz 3, wobei die Texte hier weniger lang und Keyword-gespickt sind.


Immerhin: Platz 1 hat die wirklich liebevoll gestaltete Seite von semtrix.de ergattert.


Kommentare aus den eigenen Reihen
Content, der Engagement erzeugt, muss guter Content sein, oder? Und Kommentare sind ein guter Indikator für Engagement. Darauf setzte Platz 3 und fügte dem Wettbewerbsbeitrag einen Kommentarbereich hinzu. Die Kommentare stammen von den eigenen Mitarbeiter*innen. Ob diese Taktik trotzdem zum Erfolg beigetragen hat?

Mein Fazit
Beim Blick auf die Erstplatzierten drängt sich der Eindruck auf: Der Google-Algorithmus funktioniert kaum besser als in der Zeit vor Panda und Pinguin. Lässt sich Google tatsächlich noch immer von manipulierten Bewertungen, Backlinks und Kommentaren täuschen?
Das Grundproblem: Gegenstand des Contests ist ein künstlich geschaffenes Thema – niemand sucht nach dem „Keywordkönig“, außer potenzielle Teilnehmer*innen und die Jury. Das bedeutet auch: Es fehlen reale Nutzersignale, die Rückschlüsse auf Relevanz und User Experience zulassen.
Es handelt sich also um ein „Labor-Experiment“, das die Realität des Suchverhaltens nur eingeschränkt abbildet.
Trotzdem spannend: Wie bewertet Google unter diesen Bedingungen? Offenbar spielen Keywords, semantischer Kontext und Offpage-Signale eine große Rolle.
Erstaunlich ist, dass eine hohe Anzahl an Backlinks belohnt wird, unabhängig von der thematischen Relevanz der verlinkenden Seiten. Dabei müsste Google eigentlich erkennen, dass es hier um SEO geht – nicht um Gesundheit, Reisen oder Immobilien.